#Ästhetik 03.11.2021

Zirkondioxid: Ein Schlüsselfaktor für die effektive Weichgewebeheilung

Die Entwicklung und der Erhalt von gesunden periimplantären Weichgeweben ist eine der grössten Herausforderungen in der Dentalimplantologie. Für die Weichgewebekonditionierung nach dem Setzen eines Implantats stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die wohl bekannteste und gebräuchlichste ist das Einsetzen eines vorgefertigten Gingivaformers.

Gingivaformer sind ein spezieller Sekundärteiltyp, die die Heilung von Knochen und Weichgewebe um ein Zahnimplantat herum erleichtern sollen. Nach vollständiger Ausheilung der Gingiva (gewöhnlich innerhalb von 4 bis 6 Wochen nach dem Setzen des Implantats) wird der Gingivaformer entfernt und durch das endgültige Sekundärteil ersetzt, welches das Implantat mit der prothetischen Versorgung verbindet.

Sekundärteilmaterialien

Zahlreiche Untersuchungen und Studien belegen, dass das Material des Sekundärteils von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit des periimplantären Weichgewebes ist.1 Gingivaformer stehen heute in einer breiten Auswahl an Materialien zur Verfügung; vorgefertigte konfektionierte Gingivaformer werden gewöhnlich aus Titan, Keramik und PMMA gefertigt. Zirkondioxid (Zirkonium, ZrO2) hat sich als ein hervorragendes Material für Implantatsekundärteile erwiesen. Es besitzt mechanische Eigenschaften, die mit denen von Titan, dem Goldstandard in der Dentalimplantologie, vergleichbar sind.2


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Klinische Vorteile

Keramische Gingivaformer sind mit natürlichen Zähnen vergleichbar und Titansekundärteilen überlegen. Sie weisen eine Reihe von klinischen Vorteilen auf.3 So sorgen sie für eine verbesserte Durchblutung der umliegenden Gewebe (ein Indikator für gesundes Weichgewebe rund um das Implantat) und damit für eine optimierte Nährstoffversorgung der periimplantären Gewebe.

Neben anderen Faktoren hängt das langfristige Überleben von Dentalimplantaten von der Kontrolle der bakteriellen Infiltration in der periimplantären Region ab.4 Verglichen mit Titanoberflächen wurde auf Keramikoberflächen eine geringere bakterielle Besiedelung an der Implantat-Sekundärteil-Verbindung5,6 und eine statistisch signifikante Reduktion der humanen Biofilmmasse beobachtet,7 sodass sich die Stickoxid-Synthese (ein Indikator für bakteriell induzierte Entzündungsprozesse) in den Geweben um die Zirkondioxid-Gingivaformer verminderte.8

Eine systematischer Review, der den Einfluss der Eigenschaften von Sekundärteilen auf die Gesundheit der periimplantären Gewebe bewertet hat, ergab für Zirkondioxidsekundärteile signifikant geringere Plaqueansammlungen und signifikant weniger Blutungen bei Sondierung (BOP) verglichen mit Titansekundärteilen.1 Beim Vergleich der Weichgewebequalität zeigte sich mit Zirkondioxid zudem eine geringere inflammatorische Aktivität in der Umgebung der Sekundärteile.5,6 Dieses Ergebnis wurde später in einer präklinischen Studie bestätigt. Diese Studie berichtete einen geringeren Anteil an proinflammatorischen Leukozyten im Epithelgewebe um Zirkondioxid-Sekundärteile versus Titansekundärteilen, was auf eine überlegene gingivale Abdichtung hindeutet.9 Unter Laborbedingungen wurde an Oberflächen aus Zirkondioxid zudem eine schnellere Bildung des epithelialen Attachments und eine verbesserte Weichgewebeintegration beobachtet als an Oberflächen aus Titan.10

Schlussfolgerung

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass das Material des Sekundärteils eine signifikante Rolle bei der Heilung und beim Erhalt des intraoralen Weichgewebes spielt. Als ein überaus weichgewebefreundliches Material könnte Zirkondioxid stets dann als Material der Wahl in Betracht gezogen werden, wenn es auf eine erfolgreiche Weichgewebeheilung ankommt.

Literatur:

  1. Sanz-Martín, I., et al., Effects of modified abutment characteristics on peri-implant soft tissue health: A systematic review and meta-analysis. Clin Oral Implants Res, 2018. 29(1): p. 118-129.
  2. Manicone, P.F., P. Rossi Iommetti, and L. Raffaelli, An overview of zirconia ceramics: basic properties and clinical applications. J Dent, 2007. 35(11): p. 819-26.
  3.  Kajiwara, N., et al., Soft tissue biological response to zirconia and metal implant abutments compared with natural tooth: microcirculation monitoring as a novel bioindicator. Implant Dent, 2015. 24(1): p. 37-41.
  4. Dhir, S., Biofilm and dental implant: The microbial link. J Indian Soc Periodontol, 2013. 17(1): p. 5-11.
  5. Rimondini, L., et al., Bacterial colonization of zirconia ceramic surfaces: an in vitro and in vivo study. Int J Oral Maxillofac Implants, 2002. 17(6): p. 793-8.
  6. Scarano, A., et al., Bacterial adhesion on commercially pure titanium and zirconium oxide disks: an in vivo human study. J Periodontol, 2004. 75(2): p. 292-6.
  7. Roehling, S., et al., In Vitro Biofilm Formation on Titanium and Zirconia Implant Surfaces. J Periodontol, 2017. 88(3): p. 298-307.
  8. Degidi, M., et al., Inflammatory infiltrate, microvessel density, nitric oxide synthase expression, vascular endothelial growth factor expression, and proliferative activity in peri-implant soft tissues around titanium and zirconium oxide healing caps. J Periodontol, 2006. 77(1): p. 73-80.
  9. Welander, M., I. Abrahamsson, and T. Berglundh, The mucosal barrier at implant abutments of different materials. Clin Oral Implants Res, 2008. 19(7): p. 635-41.
  10. Liñares, A., et al., Histological assessment of hard and soft tissues surrounding a novel ceramic implant: a pilot study in the minipig. Journal of Clinical Periodontology, 2016. 43(6): p. 538-546.